Dienstag, 25. März 2014

Neues vom neuem Ohr: Musikalische Glanzleistungen

Hallo meine lieben Andershörer,

die erste Euphorie ist vorbei, aber das ist kein Grund in den Abgrund der Verzweiflung zu stürzen! Es gibt dazu keinen Grund - schließlich bin ich immer noch froh, dass alles so wunderbar funktioniert!

Natürlich ist es immernoch ein bisschen Neu, ein bisschen ein Wunder, aber man gewöhnt sich dran. Plötzlich ist das Mehr-Hören eines der normalsten Dinge auf der Welt. Fleißig mache ich täglich noch meine Hörübungen und höre dem Programm der MHH geduldig zu.
Es gibt da nämlich so eine App (jaja, so ist das!) für Android und iPhone - ganz umsonst. Und das ist eine Hörträiningsapp, die sicherlich dem Ein oder Anderen Cyborg-Ohr eine dankbare Übung ist. Ich bin mal so frei und sage euch wo ihr mehr Infos und Findungsanleitung bekommt: >>Klick mich<<

Die nützlichsten Dinge für mich sind vorallem die Vokal- und Konsonatenübungen mit "Kunst"wörtern. Schließlich kann ich schon sehr gut hören, ob jemand Auto oder Sozialgefüge sagt ;) Aber wenn man wieder man nur die Hälfte versteht nämlich
H r st  d  ich ?
Dann weiß man, dass es Zeit ist für eine Reihe Übungen, damit das Gehirn lernt zu verstehen.
In dem Programm sehen die Vokalübungen so aus, dass man zwischen dem B und dem T in dem Kunstwort beliebige Vokale in verschiedenen Längen unterbringt.
Die nette Dame säuselt dann direkt an den Hörnerv:
Biit
Baat
Bot
Bit
Bet
Und man muss halt das richtige auswählen unter drei möglichen Anworten.

Die Konsonantenübung findet zwei A's statt. So säuselt die Gute dann
Awa
Afa
Ara
Ascha
Ata
Und auch hier muss man die richtigen Antworten aussuchen.

Was mir aber schon immer sehr wichtig war, ist Musik. Ich möchte wieder singen können und stelle auch schon fest, dass meine Tonsicherheit mit der Möglichkeit die eigene Stimme auch mal in den tiefen Tönen zu hören deutlich ausgeprägter ist. Stimmbildung ist was anderes ;) *mit leidenschaft ein Lied möglichst schief sing*
Was ich direkt schon in der Rehawoche gemacht hatte, war ja Musikstücke, die ich zuvor auf einer Flöte eingespielt hatte (ich musiziere ja ein bisschen in meiner Freizeit und mein lieber standesamtlich Verlobter ist mir da ein guter Lehrer), und habe immer geübt, die Melodien zu erkennen.
Vor einigen Tagen ist mir dann beim Lauschen dieser Stücke endlich gelungen, zu hören, um welche Lieder es sich handeln und es kam dann mal wieder im Stundentakt - immer mehr konnte ich die verschiedenen Töne erkennen und mittlerweile höre ich Tenor-Flöte und Sopran-Flöte als unglaublich natürlich.

Musik ist generell etwas unglaublich schönes für mich. Ich höre ja immer wieder, dass das mit dem CI ziemlich schwer sein soll, Musik zu genießen, und viele auch enttäuscht sind davon. Vielleicht habe ich auch hier Glück - Musik klingt für mich fantastisch!
Diese ganzen tiefen Töne!! Mein CI gibt der Musik die emotionale Tiefe, die manche Stücke brauchen, damit sie einen rühren und ich habe einige Lieder schon wieder ganz neu Entdeckt.

Den allerersten musikalischen Schlüsselmoment hatte ich im Krankenhaus in der Reha am Donnerstagmorgen. Ich habe da um 6 Uhr versucht mit dem CI alleine Musik zu höre und das war ziemlich lange nur ein Geräuschebrei. Vereinzelt konnte ich dann Stimme hören aber nicht direkt ganz viel. Das Lied, was ich in der Dauerschleife hatte ist von dem neuen Disney-Film "Die Eiskönigin" (engl. Frozen) 'Let it go' (zu deutsch 'Ich lass los').  


Ich kannte den Text und wenn es losging, dann hab ich im Kopf einfach mitgesungen und wusste halt, wo ich bin - ich habe hinterher geheult wie ein Schlosshund, weil, ich kann es nicht anders beschreiben, mit einem kleinen 'Klick' sich plötzlich der Brei in Instumente und Stimme verwandelt haben und ich es unterscheiden konnte. Ziemlich eindeutig hatte ich dann die Stelle in meinem Ohr:

It's funny how some distance
Makes everything seem small
And the fears that once controlled me
Can't get to me at all
It's time to see what I can do
To test the limits and break through
No right, no wrong, no rules for me,
I'm free!

(übersetzt quasi: Es ist komisch, wie klein alles scheint, wenn es ersteinmal etwas weiter weg ist. Die Ängste, die mich kontrolliert haben, können mir gar nichts mehr tun. Es ist an der Zeit um zu sehen, was ich alles tun kann, meine Grenzen zu testen und sie zu sprengen. Es gibt kein Richtig, es gibt kein Falsch, es gibt keine Regeln für mich - ich bin frei)

Jaaa - es wurde dann natülich ein bisschen zu meinen Motto, dieses "To test the limits and break through". 

Zwischendurch habe ich mich auch schon mal gewundert, dass einige Lieder plötzlich überhaupt Melodien haben! Ich habe immer gedacht, dass sie daum besonders sind, dass der Beat halt so eingebend ist und ansonsten das Besondere in der gleichen Tonlage liegt.

Haha, nö ;) Musik ist Musik und vielseitig und ich wünsche euch allen, dass ihr sie so wahrnimmt, dass ihr sie genießen könnt!

 Was ich jetzt demnächst auch hier auf meinen Blog packen werde ist übrigens der Werdegang meiner lieben Schwester :) sie ist ja eine Tiefhörende mit zwei Ohren, die einfach nicht die hohen Töne hören wollen - eben beinahe eine "klassische" Hörkurve von jemanden, der hochgeradig schwerhörig ist.
Sie hatte da mehr Angst als ich, oder viel mehr das Gefühl, es nicht zu brauchen wie ich - aber wo sie jetzt meine Erfolge sieht und merkt, wie entspannt ich jetzt hören kann (ich laufe nicht mehr wie ein Hund hinter allen Hörenden her, wenn sie mit mir reden, und versuche ihr Gesicht zu sehen, sondern kann mich ganz frei im Raum bewegen, ganz entspannt sein), ist da doch der Wunsch noch stärker geworden, mehr zu hören.
Wie sagte sie:
"Ich bin eifersüchtig"
Meine liebe Tieftonschnecke, ich weiß ganz, ganz, ganz genau, wie sich das anfühlt, jemanden zu sehen, der so ein ähnliches Problem wie man selbst HATTE und es dann irgendwie überwunden hat. Ohne diese Sichtbarkeit hätte ich das hier auch nicht gemacht. Wenn meine liebe CI-Freundin nicht mir ihrem neuen Ohr gekommen wäre und mich nicht ständig gefragt hätte, ob ich auch das und dies und jenes höre (meine Antwort damals war: "Nein... ich bin eifersüchtig, ich will das auch hören können"), dann würde ich auch immer noch denken, dass ich die besthörenste Schwerhörige auf der ganzen Welt bin!

Glaubt mir, seitdem ich mein neues Ohr habe, und es einmal abmache, weiß ich jetzt, wie krass der Unterschied sein kann. Es tut jetzt auch nicht mehr weh, das CI auch mal aus zu machen. Manchmal ist est wunderschön, die Stille genießen zu können. Ehrlich.

Und das tollste ist:
Ich glaube, ich stehe immer noch am Eingang zum Raum der neuen Dinge. Das, was ich jetzt hören kann, das ist noch nicht das Ende vom Lied, sondern erst der Anfang!

In diesem Sinne wünsche ich euch noch eine gute Nacht!
Eure Katharina


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