Dienstag, 11. Juni 2013

Besser Hören mit den Augen - Demonstration für Gebärdensprache in Berlin

Hallo meine lieben Andershörenden!

Ich weiß ja nicht, was ihr davon schon mitbekommen habt, aber am 14. Juni ist eine Demonstration in Berlin und zwar für die Akzeptanz von Gebärdensprache als eigene Sprache in unserem System. Ein sehr interessanter Text wurde hierfür von Pia-Céline Delfau, eine Studentin aus Hamburg die Psychologie studiert und im letzten Jahr für ihre guten Studienergebnisse von Cochlear ein Stipendium bekam, geschrieben. 
Es gibt auch eine Petition, die man unterschreiben kann, um Gehörlose und Hörgeschädigte zu einem barrierefreierem Leben zu verhelfen - denkt einfach an die vielen Rampen und Aufzüge, die es auch für Gehbehinderte ermöglichen an viele Orte zu kommen. Die Deutsche Gebärdensprache (DGS) ist eine Rampe und ein Aufzug für viele Menschen überhaupt einen Bestimmungsort im Leben zu haben.

Ich selbst komme auch gut mit der Lautsprache zurecht aber die gebärdenunterstützte Lautsprache ist für mich immer noch besser, als nur einfach nur auf das Hören angewiesen zu sein. 
Viele Dinge, wie die Einblendung von Gebärdensprache im Fernsehen, sind vielleicht noch nicht für die heutige Technik richtig umsetzbar - aber da gäbe es auch die Möglichkeit zu Untertiteln. 

Den Text von Pia-Céline Delfau möchte ich euch jetzt nicht vorenthalten:


Wir schreiben das Jahr 2013. Stell dir vor, du bist taub...

...du willst den Notruf tätigen. Doch es geht nicht, denn der ist nur per Telefon erreichbar.

...du hast einen hörenden Nachbarn bitten können, den Notruf für dich zu betätigen. Der Notarzt kommt, du bist schwer krank, aber ihr könnt nicht kommunizieren, denn für solche Fälle gibt es keine Notfall-Dolmetscher.

...du willst dich in der Bank oder bei Beratungsstellen ausführlich informieren lassen. Doch es geht nicht, denn es werden keine Gebärdensprachdolmetscher finanziert.

...du besuchst die Schule, eine Schule für taube oder schwerhörige Kinder. Doch du lernst sehr wenig, denn deine Lehrer beherrschen die Gebärdensprache nicht. Es gibt keinen bilingualen Unterricht. Dein Schulleiter ist sogar gegen die Verwendung der Gebärdensprache.

...du willst nicht in eine spezielle Schule für taube und schwerhörige Kinder, die oft weit vom Heimatort entfernt sind, sondern mit deinen Nachbarskindern in eine Schule für alle, weil du von dem Konzept der Inklusion überzeugt bist. Doch es geht nicht, denn es werden keine Dolmetscher gezahlt.

...du willst studieren oder eine Ausbildung machen und musst, je nach Stadt und Behörde, einen langen und teuren Rechtsstreit führen, bis dir Gebärdensprachdolmetscher und weitere Kommunikationsmittel bewilligt werden.

...du beschließt, dich beruflich neu zu orientieren, und willst ein zweites Studium oder eine zweite Ausbildung absolvieren. Doch es geht nicht, denn Gebärdensprachdolmetscher und sonstige Kommunikationsmittel werden nur für die erste Ausbildung finanziert. Auch der Master zählt als zweite Ausbildung und so stehst du nur mit dem Bachelorabschluss da.

...du interessierst dich für kulturelle Angebote, möchtest gerne ins Theater und vieles mehr. Doch es geht nicht, denn Kinos sind (bis auf wenige kleine Kinos und die dann nur bei ausgewählten Filmen) nicht untertitelt und es sind keine Schrift- oder Gebärdensprachdolmetscher vor Ort im Theater, bei Stadtführungen und vielem mehr.

...du möchtest Fernseher gucken, doch deine Lieblingssendung ist nicht untertitelt. Bislang sind nur 10% aller TV-Angebote untertitelt. GEZ sollst du trotzdem zahlen.

...du möchtest wissen, was in der Politik abgeht. Doch dir bleibt nur die Zeitung. Radio geht nicht, klar, Fernseher geht auch nicht – und Reden von Politikern werden nicht gedolmetscht.

...du sitzt in der Uni, dein Dozent zeigt plötzlich einen 60-minütigen-Film auf Englisch und hat diesen Film deinen Gebärdensprachdolmetschern nicht vorab geschickt, sodass deine Dolmetscher, die nicht für Englisch ausgebildet sind, diesen Film nur sehr schlecht übersetzen können. Dein Dozent wusste dies vorab, da er informiert wurde, dass Dolmetscher sich im allgemeinen sehr gut vorbereiten müssen, zuckt aber nur mit den Achseln und sagt, „schauen Sie sich einfach die Bilder an.“

...du willst eine Therapie machen. Doch es ist schwierig, denn es gibt nahezu keine gebärdensprachkompetente Psychotherapeuten.

...Woah, bittere Pille, aber zum Glück alles nicht real, sagt ihr? Falsch gedacht, das ist Alltag. Und deshalb bitte ich euch, unterschreibt die Petition. Normalerweise bin ich kein Fan von Rundmails zu Petitionen, aber die, die ist einfach so wichtig. Es wird Zeit, dass sich was ändert. Zeit, dass Barrieren niedergerissen werden und die Gebärdensprache mehr gesellschaftliche Anerkennung erhält. Und unterstützt unsere große Demo am 14.6.13 in Berlin!


Wenn ihr am 14. Juni so wie ich nicht in Berlin sein könnt um zu Demonstrieren, dann könnt ihr diese Petition unterschreiben ( http://www.avaaz.org/de/petition/Aktion_Gebaerdensprache_NEUESTE_Info_zur_DEMO_am_14_Juni_in_Berlin/?pv=59 ) Danke für eure Unterstützung!

Ganz liebe Grüße,
eure Katharina



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