Freitag, 12. Juli 2013

Zum 100. Geburtstag des Satzes "Ach, das wird schon noch"

Hallo ihr lieben Andershörer


Jetzt wird es nochmal schwer irgendwie. Nicht, im Sinne, dass man sich groß Anstrengen müsste, sondern weil das Warten und das Nichtstun einen ziemlich ärgern können. Ich denke, das gilt jetzt nicht nur für die Situation, dass ich darauf warte dass der MDK und meine Krankenkasse zurande machen, sondern auch für allgemeine Situationen, wo man warten muss und nichts machen kann. Vielleicht, wenn man auf eine wichtige Zusage für einen Job oder eine Ausbildung wartet, oder wenn man darauf wartet, dass die Abschlussprüfung endlich wieder zurück kommt.
Oder, oder, oder.
Die Anspannung, die dabei entsteht, kann man kaum irgendwie loswerden - vor Allem, weil man anfängt, aufzuhören darüber zu reden, weil man seine Umwelt schon mehr oder weniger genug damit auf den Senkel gegangen ist.

Ich habe damit angefangen, aufzuhören, wirklich zu erzählen, dass ich mir Sorgen mache - meine Zuhörer sind, bis auf einige wenige Ausnahmen, ermüdet, das merke ich daran, wenn ich anfange zu sagen: Hey, es ist ganz schön schwer zu warten!
Und ein gezwungenes Lächeln zurückkommt mit "Ach, das wird schon werden."

"Ach, das wird schon" ist manchmal ein ganz schön verlegener Satz. Weil irgendwie sagt er doch, dass wir es selbst nicht wissen, und das Thema schnell vom Tisch haben wollen.
Ich sag den auch hin und wieder zu anderen - wenn ich dann schon stundenlang zugehört habe und Taschentücher gereicht habe, ans Ende der Welt gefahren bin.

"Ach, das wird schon noch" heißt doch übersetzt im Grunde: "Jetzt hör auf zu Nerven, es bringt dich dem Erfüllen des Wunsches auch nicht näher!"
Naja - es macht einen aber auch erträglicher.

Heute ist es keine lustige Geschichte, die ich erzählen möchte - heute ist es eine etwas traurige Geschichte. Jeder, der hin und wieder sich schlecht fühlt, braucht jemanden oder auch mehrere Personen, denen er es erzählen kann. Das haben wir mal, weil uns die Lieblingshose nicht mehr passt, oder der Firsör sich verschnitten hat. Das haben wir, weil die Noten nicht so sind, wie man sich glaubt angestengt zu haben und vielleicht auch, weil man sich nicht genug geliebt fühlt.
In den meisten Fällen hören wir dann: "Es ist alles in Ordnung, du brauchst dir keine Sorgen machen, du wirst alles wieder hinbekommen." Und wenn wir merken, dass das nicht hilft, dann bieten wir weiteres an: "Weißt du, ich hab auch ein paar Kilo zuviel, wir machen gemeinsam Sprot - Dienstagsabends passt dir gut?" - "Ich kenne da eine gute Frisörin, die bekommt das wieder hin - und es ist auch nicht teuer und ich komm mit und passe auf." - "Wie wäre es, wenn wir zusammen lernen? Oder hast du schon mal das BesondereLernSystem ausprobiert, ich mache das so..." und so weiter.
Es ist glaube ich sehr schwer, jemanden aufzubauen, wenn man selbst mit keiner Lösung um die Ecke kommen kann. Zum Beispiel, wenn jemand Probleme in seiner Vergangenheit gehabt hat, die es jetzt nicht mehr lösen kann, der Schade quasi "unwiderruflich angerichtet" ist.
'Wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist'

Während ich das hier schreibe, komm ich mir auch wieder vor wie Madamchen Mimose höchstselbst. Vor einigen Wochen war ich noch fest der Überzeugung, dass ich viel lieber auf die Zusage der KK warten würde, als auf die Zusage von Hannover.
Irgendwie ist da dann schon ein bitteres Lächeln drin, oder?
Oh je - ich hoffe, dass ihr jetzt nicht denkt: "Oh je! Bekomm dich mal wieder ein!"
Oder aber ihr denkt: "Ach" ;) , "das wird schon noch."

Fakt ist, ich bin euch allen super Dankbar, dass ihr Geduld habt, und mich ertragt - manchmal ist man in seiner eigenen kleinen Traurigkeit einfach ein wenig gefangen und kommt nicht raus. Weil manchmal sagen wir auch: "Ach, das wird schon noch", weil wir wirklich glauben, dass es so ist.
Weil wir da mit ganzem Herzen, gedrückten Daumen, gefalteten Händen, zugekniffenen Augen und Salz-hinter-die-Schulter-werfenend wirklich hoffen, dass man recht hat damit
.

Gerade eben sagte ich zu meiner Besten, die so ehrlich war um mir zu sagen, dass das Thema nicht darum nervt, dass es das Thema gibt, sondern wie ich mit dem Thema weitergebe. Da käme dann manchmal schnell das Gefühl auf, dass ich glaube, dass es keine Besserung gibt. Man nervt quasi mit seiner eigenen Ungeduld und ja, manchmal auch mit seinem Wunsch gerade einfach nur in Ruhe gelassen zu werden, obwohl die Menschne für einen dasein wollen.
Ich frag mich hier: Will ich eigentlich, dass es mir besser geht? Oder will ich gerade einfach nur, dass es mir schlecht geht?

"Vielleicht sollten wir die Formulierung einführen, dass es in einem Jahr sicherlich besser ist" wäre da ein kleiner Versuch die kleine Hörschnecke Ungeduld zu zähmen.
Peitsch! Knall! Bäng! In den Käfig mit dir, Schnecke Ungeduld! Nächstes Jahr wird es besser sein!

Und davor hat mein lieber Freund noch zu mir gesagt: "Kartoffelgratin magst du aber trotzdem, oder?"

Okay - und so hat sich meine traurige Stimmung doch noch gewandelt ;) da muss ich mir jetzt doch glatt noch überlegen, ob ich den Post wirklich so setzen soll! Aber wisst ihr was - gerade für die, die diesen Weg auch gehen werden, die irgendwann an so einem Punkt sind wie ich gerade, ist es doch wichtig, dass sie wissen, dass es doch irgendwie weiter geht.

Hey, ich bin mir immerhin sicher, das ist nicht das Ende vom Lied, sondern der Anfang von der nächsten Strophe!

In dem Sinne:
Happy Birthday du lieber Satz "Ach, das wird schon noch" !!!
Auf eine lange, nicht-nervige Zusammenarbeit! Unsere Wege werden sich noch ganz häufig Kreuzen :)

Und in dem Sinne:
Danke, an alle, die es geschafft haben, dass der Satz hundert wird - das sprich doch sehr dafür, dass man mir zuhört und genauso wenig wie ich weiß, was man denn jetzt bitte machen soll :)

Ich wünsche euch was!
Eure Katharina

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